Immer auf eins! Zwei, drei, vier! … wie bitte?! – ein Schultrauma mit Folgen

Es gibt Dinge, von denen wir geglaubt haben, dass sie uns mit der Übergabe unseres Abitur-Zeugnisses fortan nicht mehr belästigen würden. Dinge, die wir mit Mühe und Not durchgestanden haben. Dinge wie: die Gedichtanalyse, der Werdegang eines Bakteriums, die nicht enden wollende Suche nach dem X. Und doch verfolgen uns manche weit über unsere Schulzeit hinaus.

Vor der Oberstufe stellte sich die Frage: Welches künstlerische Fach über mich ergehen lassen? Musik oder Bildende Kunst? Malen kann ich lediglich Ottifanten. Dank meiner Halbschwester, die mir diese Gabe weitergegeben hat. Genau, diese rüsseligen Elefantenwesen von Otto Waalkes. Auch die Musik wurde mir nicht in die Wiege gelegt. Noten lesen, ja das geht. Doch mehr… ja nein, mehr geht nicht.

Die ursprünglich gehegte Hoffnung, meine von der musikalischen Muse geküsste Freundin könnte mich durch diesen Musik-Grundkurs bringen, fiel mit dem Blick auf die Kurspläne zusammen. Entgegen der Erfahrung vergangener Schuljahre gab es zwei Musikkurse. Selbstverständlich mit meiner rettenden Freundin in dem einen und mir in dem anderen. Das war der Anfang vom Ende meiner musikalischen Oberstufen-Karriere.

Ich hielt durch – bis zur ersten Klausur. Dann war schnell klar, dass diese Situation auch nicht mit viel Lernaufwand zu überwinden war. Doch bevor es für mich zur kreativen Künstler-Tonklumpen-Therapie – auch liebevoll „Bildende Kunst-Zwangskurs“ genannt – ging, sollte noch eine Demütigung auf mich warten.

Klangholz. Ein überaus abwechslungs- und variantenreiches Instrument, mit dem sich die herausragendsten musikalischen Kompositionen darbieten lassen. Oder so ähnlich. Es kam also der Tag in der 11. Klasse, an dem ich mich der Benotung des Rhythmusgefühls gegenübersah. Es sollte ein geschichtsträchtiger Tag in der Historie meiner Schule werden.

Manchmal sind Pointen so knackig, dass man nicht lange drum herumreden sollte: 4 Punkte. 4 minus. Mein Ergebnis des Aneinanderschlagens von Holz. Man sagte mir, es sei die schlechteste Note in diesem Rhythmuskram (Lehrplan sieht andere Bezeichnung vor) seit Gründung der Schule.

Nun. Wie alles hat auch diese Erfahrung ihr Gutes. Zum Beispiel ließe sich die Schmach doch zumindest auf einem persönlichen Blog verwursten…

Gottlob vefolgen mich Klanghölzer nicht in meinem Alltag. Doch aber die nicht vorhandene Fähigkeit, die ich beim Musizieren (nicht) an den Tag gelegt habe: Rhythmusgefühl. Wurde bei mir leider nicht eingebaut. Die letzten zwei Tage wurde ich gleich zweimal dran erinnert. Zum einen beim Eishockey. Das klassische Applaudieren ist selbstredend kein Problem. Leider vermag das Jubel-Repertoire der Fans durchaus anspruchsvollere Phasen euphorischen – rhythmischen – Klatschens. Und so sehr der Adler in mir schreit… da bin ich raus.

Beim Sport einen Tag später dann die zweite  Ode an mein Rhythmusgefühl. Seit rund zwei Jahren statte ich einmal wöchentlich einem Zumba-Studio einen Besuch ab (viele denken dabei an wild herumhüpfende Frauen, doch es ist durchaus anspruchsvolles Ganzkörper-Training, auf das ich nicht mehr verzichten mag). Wie der Klatschgott, der Gott mit der Klatsche, so will, enthält die Choreographie der heutigen Trainerin eine Passage, in der alle rhythmisch in die Hände klatschen. Nun, fast alle. Alle außer mir.